In vielen anderen
Städten und Gemeinden Norddeutschlands, und v. a.
Schleswig-Holsteins, dem Bundesland, in dem die meisten der nach Frenssen
benannten Straßen und Wege liegen (wiederum mit einem Schwerpunkt in
Dithmarschen), wurden bereits Namensänderungen durchgeführt, bzw.
sind aktuell im Gespräch. Ein Überblick:
1980er
Jahre:
Heide (1983), Hamburg
(1984/1986), Marne (1985), Elmshorn (1985), Bad Segeberg (1986), Preetz (1988/89):
In den 1980er Jahren, 50 Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und am Jahrestag der
zentralen Bücherverbrennung in Berlin, begann in
Heide eine erste Debatte um die Ehrung Gustav Frenssens ("Dithmarscher Landeszeitung" vom 10.05.1983). Der Kreisvorstand der Heider SPD ließ im Juni 1983 eine Postwurfsendung an die Anwohner der Gustav-Frenssen-Straße verteilen in der über das Anliegen einer Umbenennung der Frenssen-Straße informiert wurde. Beigefügt waren Auszüge aus Schriften Frenssens aus der Nazi-Zeit. In Dithmarschen kam es daraufhin über Monate zu einer angeheizten Leserbriefdebatte. In keinem der Dithmarscher Orte (auch: Meldorf, Brunsbüttel und Marne) wurde jedoch schließlich eine Umbenennung vorgenommen.
Die Kampagne, besonders vorangetrieben von den Jungsozialisten, erreichte aber andere Städte:
1984 wurde in
Hamburg, wo Frenssen zwischen 1906 und 1919 als freier
Schriftsteller lebte (Blankenese), und zwei Straßen nach ihm benannt waren (Eimsbüttel), Frenssen's
antisemitische, rassistische und biologistische Anschauungen im Senat zum Thema (angeregt durch den Abgeordnete Bodo Schümann).
1986 beschloß der Senat die Umbenennung der Blankeneser Straßer in Anne-Frank-Straße.
Ein Frenssen-Weg in Hamburg-Niendorf heißt seitdem Andreasberger Weg. Dennoch
ist Frenssen in Blankenese noch präsent: Anna-Hollmann-Weg, der Jörn-Uhl-Weg und die Babendiekstraße sind nach Figuren aus seinen Romanen benannt.
In
Elmshorn beschloß das Stadtverordneten-Kollegium mit 30 "Ja"- und 2 "Nein"-Stimmen eine Umbenennung der Frenssen-Straße in Thomas-Mann-Straße.
In Dithmarschen, aber auch in Bad Segeberg und Preetz, änderte sich zunächst nichts. In letzterem Fall, wie nicht selten, aus Rücksicht auf den für die Anwohner
entstehenden Aufwand und die Kosten.
1990er
Jahre:
Bad Bramstedt (1990er), Schleswig (1991), St.
Peter Ording (1995), Eckernförde (1996), Bad Oldesloe (1999):
In
Schleswig wurde die Frenssenstraße 1991 in Matthias-Claudius-Straße umbenannt, nachdem der "Flensborg Avis" - die Zeitung der dänischen Minderheit - auf Frenssens antisemitische Äußerungen aufmerksam gemacht hatte.
Auch in
Bad Bramstedt erfolgte Anfang der 1990er Jahre die Umbenennung der Gustav-Frenssen-Straße. Die Fraktionen von SPD, FDP und Grünen setzten gegen die Stimmen der CDU "Thomas-Mann-Straße" als einen Namen durch (Siehe:
http://www.alt-bramstedt.de/Buch_Y_001ff2_lowres4er.pdf (Seite 147)).
Anders
in Eckernförde: Hier beschloß die Gemeinde 1996, daß die
Gustav-Frenssen-Straße künftig nach Käthe Kollwitz benannt
werden sollte.
Die
2000er- Jahre:
Preetz
(2009), Kiel (2011)
In
Preetz setzte sich im Jahr 2009 bei den Stadtverantwortlichen,
20 Jahre nach den ersten Plänen auch die Erkenntnis durch, daß es bei
Frenssen nicht bleiben könne. Mit breiter Mehrheit wurde eine
Umbenennung beschlossen. Offen war lange Zeit der Name. Auch hier
war Ernst-Barlach im Gespräch.
Die Entscheidung fiel auf Jassy Torrund. Hinter dem Künsterlernamen verbirgt sich die in Preetz geborene
Schriftstellerin Josepha Mose.
Aktuelle
und anstehende Debatten:
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