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Kriegsgräberstätte am Westermoorweg -
Gedenken an verscharrte Zwangsarbeiter |
Das südliche Ende der Gustav-Fressen-Straße geht in den
Westermoorweg über. Dort befindet sich ein Mahnmal für ein
Massengrab russischer Kriegsgefangener, von denen als Zwangsarbeiter
tausende nach Dithmarschen gebracht wurden (Gedenkstätte Gudendorf). Viele überlebten den
Transport vom Ort ihrer Gefangennahme bis nach Dithmarschen mit der
Bahn aufgrund von Unterernährung, Krankheiten und Schikanen nicht.
Die durchschnittliche Lebenserwartung auch derjenigen, die auf den
Höfen die männlichen Arbeitskräfte ersetzen sollten, die in der
Wehrmacht an Hitlers Lebensraumkrieg teilnahmen, war äußerst
gering.
An der städtischen Schweinekoppel, nahe der
Bahnlinie, kurz vor der Einfahrt in den Heide Bahnhof, wurden für die
Verstorbenen Gruben vorbereitet, um den Einwohnern der Stadt den
Anblick der Leichen, des Ergebnisses des Deutschen
Vernichtungskrieges zu ersparen. Einige Namen der dort verscharrten
sind durch ein Projekt der "Stiftung gegen Extremismus und Gewalt in Heide und Umgebung" inzwischen bekannt und eine ausführliche Broschüre wurde erstellt.
Daß diese Gedenkstätte in Sichtweite einer Straße
liegt, die seit 1960 nach einem aktiven Propagandisten des Hitlerregimes
benannt ist, ist ein bitterer Zufall. Abscheulich wird es liest man
noch Frenssens Zeilen, die er in der Wehrmachtsfrontzeitung Nr. 209
vom 15. April 1943 an die Soldaten schickt:
"Wir müssen [...] siegen [...], weil wir bei
weitem - bei weitem! - der bessere Teil des Menschheit sind. [...]
Wenn wir unterlägen, was bliebe übrig von der Menschheit? Wer würde
über die Menschheit Herr sein? [...] Das Judentum: das ist Hassen
und Ausplündern. Die Bolschewicken [= Russen]: das ist
Untermenschentum."
Und in eine Artikel mit dem Titel "Der Glaube an
das Licht" in der Schleswig-Holsteinischen Tageszeitung vom 6.
Dezember 1944 schreibt Frenssen - nachdem sich die verbrecherische
Kriegsmaschienerie und der Terrorapparat der Nationalsozialisten
bereits Millionen Menschen getötet haben:
"Wir wissen, daß sie [= die Russen] alles, was in
Deutschland kluge Augen hat, auslöschen oder nach Sibiren schleppen
werden, und aus dem feinen saubere Deutschland einen Schweinestall
machen."
Das Ende des "sauberen Deutschland", das
Hunderttausende seiner Bürger in die KZ und Vernichtungslager
deportierte und zugleich Millionen Zwangsarbeiter aus den besetzen
Ländern seiner Nachbarn raubte und ebenfalls zu hunderttausenden
zugrundegehen und allerorten - u. a. an einer Weide für Schweine - verscharren ließ, hat Gustav Frenssen,
der am 11. April 1945 in Barlt starb nicht mehr erlebt. Daß sein
Name noch in vielen Orten würdigend für Straßen Verwendung findet
ist beschämend.
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Sich überschneidende Schatten der Vergangenheit:
"...aus Deutschland einen Schweinestall machen". |
In der Gustav-Frenssen-Straße wird es nie
"Stolpersteine" geben (Gedenksteine für Opfer des Nationalsozialismus), da in dem erst nach dem Krieg
errichteten Baugebiet zwischen 1933 und 1945 keine Opfer des
NS-Regimes lebten. Daß in unmittelbarer Nähe aber mehrere Dutzend
"Untermenschen" "entsorgt" wurden, macht erneut
deutlich, wie sich die Schatten der Vergangenheit auch heute noch
auf erschreckende Weise überschneiden können.
Das sollte sich ändern.
[Frenssen-Zitate zitiert nach: Kay Dohnke: "... und
kündet die Zeichen der Zeit." - Anmerkungen zur
politisch-ideologischen Publizistik Gustav Frenssens; in: Kay
Dohnke, Dietrich Stein
(Hrsg.): Gustav
Frenssen in seiner Zeit. Von der Massenliteratur im Kaiserreich zur
Massenideologie im
NS-Staat. Heide 1997,
S. 220-261.]
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